Exposé Vertrauen in den Arbeitgeber

Exposé Vertrauen in den Arbeitgeber
Relevanz von Vertrauensbeziehungen im Hinblick auf die Krisenfestigkeit von Unternehmen im Lichte der Finanzkrise
von Lydia Metze, Anne Karl und Christina Schlegelmilch

Definitionen und Abgrenzungen
“Vertrauen wird als die Einstellung des Vertrauenden (Vertrauensgeber) verstanden, dass die andere Partei (Vertrauensempfänger) die Bereitschaft und die Fähigkeit besitzt, die an sie gerichteten positiven Erwartungen zu erfüllen” (Bouncken, 2000)

Dabei versuchen wir das Vertrauen in den Arbeitgeber grundsätzlich aus soziologischer und ökonomischer Sicht zu betrachten, so dass die psychologische Sichtweise in den Hintergrund gelangt.

Darstellung des Forschungsvorhabens
Das Thema Vertrauen gewinnt zunehmend an Relevanz. Die wissenschaftliche Welt entwickelt auf Grundlage der Diskussionen rund um Theorien, die im Zuge der betriebswirtschaftlichen Forschung entstanden (wie zum Beispiel die der Prinzipal-Agenten-Theorie) ein recht junges Forschungsgebiet, nämlich das der Vertrauensforschung, derer wir uns in dem Kontext „Vertrauen in den Arbeitgeber“ annehmen möchten.

Sie erforscht unter anderem die Frage wozu Vertrauen dient, wie es aufgebaut und wie es zerstört wird.
Auch werden Theorien entwickelt, die versuchen Möglichkeiten aufzuzeigen, das einmal verlorene Vertrauen wiederherzustellen, bzw. auf einen Vertrauensverlust mit Hilfe spezifischer Maßnahmen zu reagieren.

So weit gestreut dieses Forschungsgebiet ist, so groß ist auch die Anzahl der Definitionen des Vertrauensbegriffes. Betrachtet man allein die soziologische Sichtweise und versinnbildlicht das Unternehmen als soziales Gefüge, so führen alle zum gleichen Konsens, nämlich dass ein Individuum genau solange vertrauen wird, wie der Grenznutzen aus dem Vertrauen den Grenzverlust aus dem Nicht-Trauen übersteigt.

Forschungsziel
Ziel unserer Seminararbeit ist, zu zeigen, dass Vertrauen ein wichtiger Bestandteil in gesellschaftlichen Beziehungen ist, mithin gilt dies auch für das Vertrauen der Arbeitnehmer in den Arbeitgeber, als Teil der Gesellschaft.
Es soll gezeigt werden, dass Vertrauen in den Arbeitgeber positive Wirkungen hat und warum dies sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer von Vorteil ist. In der Literatur werden hier erhöhte Motivation, Zufriedenheit, Einsatzbereitschaft und Verbundenheit mit dem Unternehmen sowie eine effektivere Produktivität genannt.

In der von uns gesichteten Literatur ließ sich jedoch ein Trend in den letzten Jahren erkennen. Vertrauen hat somit mehr und mehr an Bedeutung gewonnen, jedoch begann es auch immer mehr zu erodieren, aufgrund von zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit.
So wird der Lebensstandard für den einzelnen zunehmend kostenintensiver und die Anpassung der Löhne hinkt dieser Entwicklung hinterher.
Arbeitgeber sind zunehmend bemüht ihre Produktionsstandorte ins Ausland zu verlagern, da dort die Lohnkosten geringer sind. Dies schürt die Unsicherheit und begünstigt das Zerfallen von Vertrauen der Arbeitnehmer in den Arbeitgeber.
Faktoren wie aktuelle Managerskandale und sogleich eine immer breiter werdende Gehaltsschere („Kluft zwischen arm und reich„) halten den Zerfall des Vertrauens nicht gerade auf.
Dies wird unserer Meinung nach im Zuge der Finanzkrise noch zunehmen, da Unsicherheiten der Arbeitnehmer weiter wachsen werden, da nahezu alle Bereiche des Lebens davon betroffen sind.
Es soll gezeigt werden wie Vertrauen aufgebaut werden kann und durch welche Ereignisse es zerstört werden kann. Die Literatur nennt zum Aufbau von Vertrauen vor allem Partizipation, Kommunikation, Transparenz und Fairness.
Vertrauen baut sich nur über einen langfristigen Prozess auf, es bedarf jedoch teilweise nur eines vertrauensschädlichen Ereignisses, um einen deutlichen Vertrauensverlust herbeizuführen.
Die vorhandene Literatur führt Unsicherheit, mangelnde Kommunikation,
Drohungen seitens des Arbeitgebers, das Nichteinhalten der gegebenen Versprechen und Intransparenz als mögliche Ursachen ins Feld.
Es stellt sich die Frage, ob und inwieweit Vertrauen nach einem vertrauenzerstörendem Ereignis wieder aufgebaut werden kann oder ob dies überhaupt als möglich erscheint.

Drohende Entlassungen und Entlassungen von Kollegen führen bei den verbleibenden Arbeitnehmern eines Unternehmens zu Ängsten und Unsicherheiten und stören erheblich das Vertrauen in den Arbeitgeber.
Vor dem Hintergrund, dass Vertrauen der Arbeitnehmer in den Arbeitgeber äußerst wichtig für das Funktionieren eines Unternehmens ist, stellt sich uns gerade in Zeiten der Finanzkrise die Frage, ob Vertrauen überhaupt noch Bestand haben kann.
Denn selbst wenn Vertrauen in einem Unternehmen gelebt wird, kann es durch eine extern herbeigeführte wirtschaftliche Schieflage zu Entlassungen kommen und das Vertrauen wird gestört.

Vorläufige Gliederung

1. Einleitung

2. Vertrauen in den Arbeitgeber

2.1. Was ist Vertrauen?
– Begriffsklärung
– Definitionen
– Grenzen/ Abgrenzung

2.2. Wozu dient Vertrauen?
– Mitarbeiterbindung
– starke Unternehmenskultur
– Kundenbindung

3. Relevanz von Vertrauen

3.1. Wie wird Vertrauen aufgebaut?
3.2. Wie wird Vertrauen zerstört?
3.3. Wie wird Vertrauen ggf. wieder hergestellt/geheilt?
3.4. Aktuelle Beiträge
– Aussicht im Hinblick auf die Finanzkrise
– Fallbeispiele i.V.m. Managerskandale, Spitzelaffäre etc.

4. Zukunftsaussichten

Hat Vertrauen vor allem in Zeiten der Finanzkrise Bestand?

Umfang der Literaturrecherche
Aderhold, Jens (2005): Modernes Netzwerkmanagement. Anforderungen – Methoden – Anwendungsfelder. 1. Aufl. Wiesbaden: Gabler.
Braun, Dietmar (1999): Theorien rationalen Handelns in der Politikwissenschaft. Eine kritische Einführung. Opladen: Leske + Budrich.
Dernbrach, Beatrice (2005): Vertrauen und Glaubwürdigkeit. interdisziplinäre Perspektiven.
Glaesner, Katja (2007): Geheimrezept weibliche Führung ? Hintergründe, Mythen und Konzepte zum weiblichen Führungsstil ; eine empirische Untersuchung beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Kassel: Kassel Univ. Press.
Herger, Nikodemus (2006): Vertrauen und Organisationskommunikation. Identität – Marke – Image – Reputation. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
Klaus, Erich (2002): Vertrauen in Unternehmensnetzwerken. Eine interdisziplinäre Analyse.
Krause, Diana E; Gebert, Diether (2004): Macht und Vertrauen in Innovationsprozessen. Ein empirischer Beitrag zu einer Theorie der Führung. 1. Aufl. Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl.
Kruse, Otto (1993): Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium.
Lane, Christel; Bachmann, Reinhard (1998): Trust within and between Organisations. Conceptual Issues and Empirical Applications.
Mackenbrock, Thomas (2006): Turnaround-Management und Vertrauen.
Nuissl, Henning; Schwarz, Anna; Thomas, Michael (2002): Vertrauen – Kooperation – Netzwerkbildung.
Osterloh, Margit; Weibel, Antoinette (2006): Investition Vertrauen. Prozesse der Vertrauensentwicklung in Organisationen. 1. Aufl. Wiesbaden: Gabler.
Ripperger, Tanja (1998): Ökonomik des Vertrauens, S. 164–234.

Zeitplan wie vorgegeben!

4 Kommentare »

  1. milenac1 said

    Hallo,
    entschuldigt bitte dass mein Kommentar erst zu Euerm verbesserten Exposé kommt und Ihr in dieser Zeit keine Peer-Gruppe und damit kein Feedback hattet. Aus nicht vorhergesehenen Gründen stand die Existenz unserer Gruppe unter einem großen Fragezeichen. Nun arbeite ich alleine weiter und würde mich freuen wenn Ihr dennoch mein Kommentar annehmen würdet und etwas zu meinem schreiben könnt. Auch wenn sich unsere Ansätze überschneiden, wie auch bei den Gruppen die sich mit den Anreizsystemen auseinandersetzten, denke ich dass die Literatur, der Inhalt und Argumentation dann doch anders ausfallen werden 
    Aber nun zum Kommentar:
    Ich finde dass Euer Exposé und die damit verbundene Recherchearbeit schon jetzt einen guten Einblick in Eure Arbeit gewährleisten.
    Wie ich raus gelesen habe seht Ihr die Zukunft des Vertrauens bei den ganzen Krisen und Entlassungen ziemlich schwarz, dabei wäre es vielleicht eben deshalb ein guter (weil kritischer) Moment an Methoden zu arbeiten die das verhindern sollten. Schon jetzt ist man sich beim Trennungsmanagement einig dass die Glaubwürdigkeit und Vertrauen der Chefs bei Entlassungen bei der übrigen Belegschaft beibehalten werden wenn man offen darüber spricht und die Betroffenen auf dem Weg vor und nach der Entlassung unterstützt. (Nachzulesen bei Dr. Laurenz Andrzejewski`s „Trennungskultur“ – Handbuch für professionelles, wirtschaftliches und faires Kündigungs-Management).
    Zur der Gliederung ist mir aufgefallen dass vielleicht die Überschrift 3. Relevanz von Vertrauen nicht ganz mit den Unterpunkten zusammenpasst. In meiner Arbeit sehe ich nämlich auch den Punkt vor, denke aber dabei eher an die Wichtigkeit des Vertrauens im Sinne vom Fundament für die Zusammenarbeit eines Unternehmens das zu Wettbewerbsvorteilen führen kann. Aber vielleicht lege auch ich damit falsch…

    Ich freue mich auf Eure Antwort
    Gruß
    Milena

  2. hrm2trust said

    Hier auch noch mein Kommentar:

    Gut geschrieben, klare Definitionen.

    Verbesserungshinweise:
    1) Mir ist nicht klar, ob es Literatur zu den Punkten 3.1-3.3. Ihrer Arbeit gibt. Sie müssen ja hier immer die angekündigte Einschränkung auf a) ökonomische/soziologische Arbeiten und b) Vertrauen in den Arbeitgeber vornehmen. Ich fände es hilfreich, wenn Sie eine kommentierte Disposition anfertigen könnten d.h. zu den einzelnen Punkten jeweils 1-2 verwendete Artikel angeben würden.
    2) Mir fällt auf, dass Sie in erster Linie mit Büchern arbeiten. Ich möchte Sie ermuntern mehr mit Artikeln zu arbeiten. Besonders geeignet für Ihre Thematik ist der Aufsatz von Gillespie/Dietz im Academy of Management Review und die Aufsätze von Malhotra/Pirson (googlen – findet man mit den Stichworten stakeholder trust). Durch diese Aufsätze finden Sie dann relevante Literatur (was wurde zitiert) und Stand der Diskussion (wer griff das Thema auf). Bei einem solch aktuellen Thema lohnt es sich auch auf die Homepage von AOM zu gehen (http://program.aomonline.org/2009/subMenu.asp?mode=setmenu&menuid=14) und mit der dortigen Suchfunktion nach Stichwörtern zu suchen. Die Aufsätze sind dann entweder auf dem Netz erhältlich oder können mit einem netten E-Mail von den Autoren angefragt werden.

    Herzlichst
    Antoinette Weibel

  3. lmetze said

    Vielen Dank für die hilfreichen Tips, haben fleißig darüber nachgedacht und festgestellt, dass wir uns bei der ökonomischen Betrachtung nun bezüglich der korrekten Abgrenzung gar nicht mehr so sicher sind, ob wir den richtigen Ansatz haben. Die Disposition folgt in den nächsten tagen.
    Wir sind bei unserer Suche auf die Seite der HBS gelandet-sehr hilfreich.
    Dankeschön

  4. milenac1 said

    Hallo Lydia, Christina und Anne
    vielen lieben Dank für Euer entgegenkommen, ich fühle mich dadurch nicht mehr so alleine mit dem Thema. Ich habe mich in den letzten Tagen erstmals intensiv mit der Literatur beschäftig (ich hatte ja einiges nachzuholen)um Euch jetzt präzisere Antworten geben zu können.
    Zum Punkt Vertrauen des AG schrieb ja schon Frau Prof. Weibel dass der Vorgesetzte nicht mit dem Arbeitgeber gleichzustellen ist aber er wie ich finde auch eine enorme Rolle bei der Mitarbeiterbindung hat und sicherlich spielen da auch Führungsstile eine Rolle. Gut dass ihr mich darauf Aufmerksam gemacht habt, denn ich werde nun in meiner Arbeit den „Arbeitgeber“ klarer definieren und abgrenzen können.
    Zum Punkt Typen von Vertrauen habe ich tatsächlich an die Darstellung von psychologischen und sozio-ökonomischen Vertrauen gedacht doch ich glaube dass das nun in meiner Arbeit viel kürzer kommen wird, da ich versuchen werde mich im Thema einzuschränken um auf einen speziellen Aspekt des „Vertrauen in den Arbeitgeber“ aufmerksam zu machen. Dabei werde ich die Idee dass das Vertrauen in Misstrauen umschlagen kann eher nicht berücksichtigen. Aber interessant ist es auf jeden Fall und vielleicht habt ihr ja schon was vor… Ihr könnt auch ab morgen Abend gerne in mein verbessertes Exposé reingucken. Freue mich immer über ein Feedback 🙂

    Viele Grüße
    Milena

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